‘Ruhe’


Absolutes Vertrauen

Was macht man, wenn das Pferd wegen einer unheilbaren Krankheit nur noch leicht geritten werden kann und man doch so gern wieder mal einen schönen Galopp im Wald reiten möchte?

Man schnappt sich ein anderes Pferd und reitet los. Bei Leuten, die mehrere Reitpferde besitzen, ist das kein Problem. Oder leiht sich ein Schulpferd aus.

Ich habe mir einfach mal die Escada von der Wiese geholt. Hierbei handelt es sich um eine 18-jährige Stute, die das letzte Mal regelmäßig vor ca. 10 Jahren geritten wurde. Danach wurde sie nur noch unregelmäßig vor die Kutsche gespannt.

Ausritt Escada Wald Vertrauen Ruhe Geduld Pferde

Als im letzten Jahr bei meinem „Dicken“ Arthrose diagnostiziert wurde und er kaum laufen konnte, bin ich zum ersten Mal Escada geritten. Einmal kurz in der Reithalle ablongiert und dann einfach draufgesetzt. Und war sehr erstaunt. Die Stute war sehr artig. Beim darauffolgenden Mal bin ich dann gleich in den Wald geritten, sie war zwar etwas schreckhaft, aber das ist völlig normal. Denn ich war allein im Wald unterwegs und normalerweise ist Escada sonst immer mit ihrer Halbschwester Eyleen vor der Kutsche.

Nachdem ich gelernt hatte, daß Bewegung bei Arthrose sehr wichtig ist, habe ich mich natürlich hauptsächlich wieder um den „Dicken“ gekümmert. Leider erlaubte mir meine Zeit nicht, mich auch noch intensiv mit den Stuten zu beschäftigen, sodaß an Ausreiten mit Escada nicht zu denken war.

Erst jetzt (also ein Jahr später) ergab sich wieder die Gelegenheit, mit Escada auszureiten – und wie sollte es auch anders sein – sie war wieder extrem artig und aufmerksam.  Sie trabte und galoppierte willig mit mir durch den Wald – natürlich nur kurze Strecken, das sie ja nicht so viel Kondition hat.

Ausritt Escada Wald Vertrauen Ruhe Geduld Pferde Ausreiten

Aber das beweist mir, daß mit Ruhe, Geduld und jahrelangem Umgang mit dem Pferd man doch viel mehr Spaß beim Reiten hat. Ich werde oft belächelt, wenn ich die drei Pferde mit Leckerlies verwöhne, oft genug höre ich dann: „Weiberpferd“ und „total verhätschelt“.
Dafür werde ich heutzutage mit einem Wiehern begrüßt, wenn ich auf die Weide oder in den Stall komme. Und das ist mir mehr wert, als es eine Platzierung auf Turnieren damals war.
Es gibt doch nichts Schöneres bei diesem tollen Hobby, wenn dir dein Pferd sein absolutes Vertrauen schenkt und es mit dir durch „dick und dünn“ geht.
Ich denke, beiderseitiges Vertrauen ist eine unverzichtbare Grundlage im Umgang mit dem Pferd – egal wie gut oder schlecht man reiten kann.

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Artikel veröffentlicht am 8. September 2010
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