‘Chippen’


Schenkelbrand – Tierquälerei?

Heiße Diskussionen sind entbrannt, seit der Bundesrat auf Antrag des Landes Rheinland-Pfalz beschlossen hat, den Schenkelbrand bei Pferden verbieten zu lassen. Die Bundesregierung hat nun den Auftrag, das Tierschutzgesetz zu ändern.

Auszug aus dem noch gültigem § 5  Tierschutzgesetz:

(1) An einem Wirbeltier darf ohne Betäubung ein mit Schmerzen verbundener Eingriff nicht vorgenommen werden. Die Betäubung warmblütiger Wirbeltiere sowie von Amphibien und Reptilien ist von einem Tierarzt vorzunehmen. Für die Betäubung mit Betäubungspatronen kann die zuständige Behörde Ausnahmen von Satz 2 zulassen, sofern ein berechtigter Grund nachgewiesen wird. Ist nach den Absätzen 2, 3 und 4 Nr. 1 eine Betäubung nicht erforderlich, sind alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Schmerzen oder Leiden der Tiere zu vermindern.

(3) Eine Betäubung ist ferner nicht erforderlich…
…7. für die Kennzeichnung von Schweinen, Schafen, Ziegen und Kaninchen durch Ohrtätowierung, für die Kennzeichnung anderer Säugetiere innerhalb der ersten zwei Lebenswochen durch Ohr- und Schenkeltätowierung sowie die Kennzeichnung landwirtschaftlicher Nutztiere einschließlich der Pferde durch Ohrmarke, Flügelmarke, injektierten Mikrochip, ausgenommen bei Geflügel, durch Schlagstempel beim Schwein und durch Schenkelbrand beim Pferd.

In § 6 des Tierschutzgesetzes heißt es:

(1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn…

2. ein Fall des § 5 Abs. 3 Nr. 1, 1a oder 7 vorliegt…

Was genau passiert beim Schenkelbrand?

Mit einem glühendem Eisen (Heißbrand) oder einem Eisen, daß mittels flüssigem Stickstoff auf ca. -80 Grad Celsius abgekühlt wurde (Kaltbrand), wird ein Zeichen in die Hautschicht eingebrannt. Durch diese Brandzeichnung erleiden Fohlen eine Verbrennung dritten Grades, das heißt, eine irreversible Zerstörung der Oberhaut und der Haarfollikel. Diese so entstandene Narbe ist lebenslang bei dem Pferd sichtbar.

Brandzeichen Hannoveraner
Brandzeichen werden von dem jeweiligen Zuchtverband vergeben, sogenannte Rassebrände. Diese sind auf dem linken Schenkel des Pferdes zu sehen. Dazu gibt es dann noch die Eintragungsbrände, die für den Eintrag in den Zuchtverband verwendet wird.

Was passiert beim Chippen?

Dem Fohlen wird an der linken Halsseite ein ca. reiskorngroßer Transponder unter die Haut mit einer besonders scharf angeschliffenen Nadel gespritzt. Dieser Chip enthält eine 15-stellige Idendifikationsnummer und wird mittels eines Lesegerätes aktiviert. Angeblich ist der Vorgang mit einer Impfung zu vergleichen. Unterschiedliche Transpondersysteme, die vorher nicht kompatibel waren, wurden durch ISO-Normen vereinheitlicht.

Seit März 2010 ist die Viehverkehrsverordnung bezüglich der Kennzeichnung per Chip in Kraft. Muß also noch unbedingt gebrandmarkt werden?

Nun wird gejammert, …daß die Pferde nicht mehr eindeutig zu identifizieren  seien…, … die Ami´s hätten gern ein Pferd mit Brand aus Deutschland…, …das Chippen sei ja viel schmerzvoller…, …die Pferde lassen sich ohne Brand nicht mehr so gut verkaufen…, …da haben wir den Einheitsbrei…, …beim Brennen war mein Fohlen viel ruhiger…, …beim Chippen ist es an die Decke gesprungen…, …wenn Papiere weg sind, wenigstens noch der Brand da…, …dat hät wie schon imma so mogt…, herrje, was man in den Foren alles zu Lesen bekommt!

Natürlich denkt kaum einer ans Pferd, lieber an seinen Gewinn, die Tradition, seinen Stolz. Wenn Tradition in diesem Fall bedeutet, einem Pferd Schmerzen zuzufügen, dann pfeif ausnahmsweise auch ich mal auf die Tradition.

Denn wenn ich bedenke, wie schmerzhaft und langandauernd eine Brandwunde ist, würde ich mich jederzeit von einer Spritze picken lassen, auch wenn ich Spritzen hasse.

Übrigens: In Dänemark ist der Schenkelbrand bereits seit dem 01. März 2010 verboten, Zuwiderhandlungen werden mit bis zu vier Monaten Gefängnis geahndet!

weiterlesen bei Pferde Reiten Spaß Spass

Artikel veröffentlicht am 30. November 2010
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